Ich hatte Zeit und ein paar kleinere Besorgungen standen auf dem Programm. Der Hochnebel lichtete sich, die Sonne begann milchig durchzudrücken und mit etwa 9° Grad war es für Ende November schon fast angenehm warm.
Weil ich noch ein paar Gedanken nachgehen wollte, entschied ich mich für eine Strassenfahrt mit dem Kish. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen kann ich in normaler Strassenkleidung radfahren, was Besuche in Geschäften etwas angenehmer macht und zum anderen muss man auf Strassentouren viel weniger bei der Sache sein als bei Mountainbiketouren im Gelände. Die Bewegung ist gleichmäßiger, es stören keine Geräusche und es holpert viel weniger. So kann man seine Gedanken frei schweifen lassen...
Natürlich war auch ein Kaffeehalt eingeplant, doch heute wollte ich mal an einem anderen Ort als am Pistenende bei Oberglatt einkehren. Auf meiner Route, rund um den Flughafen, gibt es einen zweiten Imbisstand, den Heligrill, der ganz originell in einem alten, ausgedienten Helikopter installiert ist. Doch ich hatte etwas Pech, denn heute (oder zumindest um die Uhrzeit) war da geschlossen. Also doch wieder nach Oberglatt. Auch gut.
Die Sonne setzte sich zunehmend durch, obwohl der Nebel nie ganz verschwand. Das war sinnbildlich für meine Gedankenwelt. Es klarte etwas auf, ohne Mühe, ohne dass ich etwas dazu tun musste. Und doch, es wurde nicht vollständig klar. Muss es auch nicht. Es war ja nicht so, dass ich irgendwelche Probleme zu wälzen oder Entscheidungen zu treffen hatte. Es war kein Suchen nach Lösungen, viel eher ein Schauen, wohin es geht. Eher passiv, ohne Bewertung oder Identifikation. Die Gedanken einfach fliessen lassen... ohne steuern zu wollen.
Als ich knapp drei Stunden später wieder zuhause war, fühlte ich mich aufgeräumt und entstaubt.
Es ist ein unglaubliches Privileg, sich so frei, ohne seelische und körperliche Beschwerden oder existenzielle Ängste bewegen zu können... ich bin mir dessen durchaus bewusst und tief dankbar.