Sonntag, 8. Dezember 2019
Donnerstag, 28. November 2019
Anerkennung
Ich bin heute eher zufällig auf einen Zeitungsartikel gestossen, aus dem ich Folgendes zitieren möchte:
Der Wunsch, wahrgenommen zu werden, ist mächtiger als alle moralischen Bedenken. Wir ahnen, dass z.B. Google und Facebook gegen uns arbeiten, unsere Daten abschöpfen, uns süchtig machen, um ihren Profit zu erhöhen, aber der Wunsch, dabei zu sein, ist grösser als das Bedürfnis, moralisch und konsequent zu handeln.
Tobias Haberl: «Die grosse Entzauberung – Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen», Blessing-Verlag 2019, 288 S., ca. 29 Fr.
Da fühle ich mich doch glatt angesprochen.
Habe nämlich genau gestern Abend noch etwas rumgesurft mit dem Gedanken, wie ich mehr Leser auf diesen Blog kriege. Letztendlich ist dies nichts anderes als eben dieser Wunsch, wahrgenommen zu werden...
Natürlich bin ich beim surfen auf viele Ratschläge gestossen. Einträge in Blog-Verzeichnisse erstellen, Verlinkung mit Facebook (und anderen Social-Media-Kanälen, die ich jedoch nicht nutze), Beiträge auf relevante Google-Keywords erstellen, und Einiges mehr. Letztendlich basiert auch die geäusserte Idee, eine einfachere URL zu wählen, auf dem gleichen Bedürfnis nach Wahrnehmung und Anerkennung.
Alle diese Ideen habe ich wieder verworfen. Wenn ich mich nämlich rückbesinne auf den Grundgedanken dieses Blogs, dass dies mein elektronisches Gedächtnis sein soll, dann brauche ich gar nicht mehr Leser. Dann genügt es, wenn ich den Blog lese... (sagt der Narzist)
Es zeigt aber auch, dass ich ziemlich Mainstream-mässig ticke. Auch ich sehne mich nach Wahrnehmung und Anerkennung. Am liebsten hätte ich täglich Kommentare die mir bauchpinseln... wie toll doch dieser Blog sei...
Freitag, 25. Oktober 2019
schlechtes Gedächtnis
Man kann durchaus behaupten, dass ich ein ziemlich schlechtes Gedächtnis habe. Es passiert mir z.B. andauernd, dass sich Fahrgäste bei der Begrüssung mit Ihrem Vornamen vorstellen und ich zwei Minuten später nicht mehr den geringsten Schimmer habe, wie sie heissen.
Heute war ich für eine Rundfahrt in Neu-Oerlikon gebucht. Wie immer war ich pünktlich vor Ort und schon bald traten meine Kunden an mich heran. Ich schaute mir die zwei Frauen an und war mir nicht bewusst, dass ich sie schon je zuvor gesehen habe. Während der Fahrt erzählten sie mir dann, dass sie nun schon zum vierten Mal mit mir unterwegs sind. Seit vier Jahren buchen sie immer im Herbst eine Rundfahrt und erkunden dabei immer einen anderen Stadtteil von Zürich. Im letzten Herbst seien wir gemeinsam durch Zürich West gefahren und das sei Ihnen noch in bester Erinnerung... Ehrlich? Ich sah mir die zwei Frauen nocheinmal an und stellte dennoch fest, dass da gar nichts klingelt. Meinerseits ist da nicht ein Hauch einer Erinnerung hängen geblieben.
Natürlich könnte ich jetzt rationale Gründe vorbringen wie: Ich fahre pro Jahr geschätzte 600 Mal Kunden mit der Rikscha durch Zürich. Ich sitze vorne und die Kunden sitzen hinter mir. Nur wenn ich Ihnen etwas erzähle oder beschreibe, drehe ich mich zu ihnen um und schaue in Ihre Gesichter. Die meiste Zeit schaue ich nach vorne, auf den übrigen Verkehr, auf Fussgänger und auf den Weg, den ich einschlagen möchte. Ich treffe so viele neue, mir unbekannte Menschen, dass ich sie mir unmöglich alle merken kann.
Die Wahrheit ist jedoch viel einfacher. Ich lege keinerlei Wert auf ein gutes Gedächtnis. Im Gegenteil: Ich liebe es zu vergessen! Vergessen macht glücklich! Was interessiert mich denn der Schnee von gestern? Das ist vorüber und vorbei.
Diese grundlegende Haltung habe ich schon seit vielen Jahren und das hilft dann in den Situationen, wie oben geschildert, überhaupt nicht. Natürlich ist mir das manchmal peinlich, doch so funktioniere ich nun mal. Obwohl in der Allgemeinheit ein gutes Gedächtnis und Erinnerungsvermögen als positive Eigenschaften gelten, so ist mir persönlich das überhaupt nicht wichtig. Ja, ich glaube wirklich, dass Vergessen ein wichtiger Bestandteil ist, um glücklich zu sein. Ich habe doch schon einige Menschen kennengelernt, die all die negativen Erfahrungen ihres Lebens einfach nicht vergessen können, verbittert werden und kaum mehr Lebensfreude finden. Das soll mir nicht passieren.
Das bringt mich dann auf diesen Blog, dem ich ja den Untertitel "externes Gedächtnis, seit 2005" gegeben habe. Ich erzähle hier vorwiegend positive Geschichten aus meinem Alltag. Das ist kein Mecker-Blog, wo ich meinem Frust Ausdruck verleihe und mich gross über Dinge auslasse, die mich stören. Das interessiert mich einfach nicht. Wenn ich hier in der Vergangenheit stöbere, dann lese ich gerne über die kleinen Dinge, die mich gefreut haben.
Natürlich ist auch bei mir nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Es gibt auch ab und an mal kritische Beiträge oder ich berichte über Unfälle, Verletzungen oder Krankheit. Doch die Grundstimmung ist positiv. Sich ans Gute erinnern und das Schlechte vergessen, das finde ich einen praktikablen Lebensgrundsatz. Denn wenn es mir mal wirklich schlecht gehen sollte, dann kann ich mich hier an vielen positiven Beiträgen erfreuen und dadurch wird mir dann sicher (oder hoffentlich) bewusst, dass die grundsätzliche Bilanz positiv ausfällt. Diese Idee gefällt mir.
Dienstag, 20. August 2019
immer neue Bedürfnisse
Unser Geist ist unersättlich. Es ist nie genug, es drängt immer zum Nächsten. Egal wo wir stehen oder was schon erreicht ist. Es ist nie genug gut, wir finden immer noch Verbesserungspotential, denn das Bessere ist der Feind des Guten. So funktioniert unser Geist.
Ich erkenne es an mir selbst immer wieder. Eine Beispiel dazu ist dieser Blog. Er könnte etwas schöner, etwas technisch ausgefeilter, etwas moderner sein. Es gibt viele tolle Beispiele dafür. Ich müsste es nur anpacken... Oder mein Mountainbike. Kaum ist die neue Lackierung fertig und die grosse Anfangsfreude normalisiert sich, denke ich darüber nach, was man noch verbessern könnte. Jetzt werden die Gepäckträger von orange auf schwarz um-pulverbeschichtet. Und dann? Griffigere Reifen? Bessere Bremsen? Leichtere Räder?
Es geht immer weiter und ist nie gut genug. Jeder erlebt das in seinem Leben und seinen Interessensbereichen. Es ist einfach menschlich und positiv betrachtet ist es dieser innere Stachel, der uns zu neuen Entwicklungen und Verbesserungen antreibt. Es macht also durchaus Sinn, dass wir so funktionieren.
Es lohnt sich trotzdem, diese Muster zu hinterfragen. Oft steigern wir uns damit in Abhängigkeiten hinein, die wir eigentlich gar nicht wollen. Nur so als fiktives Beispiel: Das neue Bike, Auto oder das grössere Haus zieht schnell finanzielle Verpflichtungen nach sich, die dann auch bedient werden müssen. Oder: Dieses Muster hindert uns wirklich zufrieden zu sein, denn:
Zufriedenheit ist ein flüchtiges Gut...
Jede Bedürfnisbefriedigung scheint ein neues Bedürfnis zu erzeugen. Kaum haben wir etwas erreicht, zieht es uns weiter zum Nächsten, zum Besseren... eine neue Karotte, die wir zu erreichen versuchen. Und das hört nie auf. Deshalb wollen wir auch nie sterben, denn es gibt immer noch etwas zu tun und zu erreichen. Wir sind nie am Ziel.
Diesem Hamsterrad lässt sich nur auf eine Art entkommen und die ist zu erkennen, dass dies eine eingebaute Funktion ist. Es gehört zum Programm eines jeden menschlichen Lebens. Genauso wie zu atmen, Blut durch die Adern zu pumpen oder das Nervensystem aufrecht zu erhalten. Und genausowenig wie ich bewusst atme, bewusst Blut durch meine Adern pumpe oder bewusst mein Nervensystem aufrechterhalte, genausowenig erzeuge ich bewusst neue Bedürfnisse. Es geschieht einfach.
Der Vorteil gegenüber physischen Prozessen ist, dass ich diesen psychischen Impulsen nicht unbedingt folgen muss. Sobald ich erkenne, dass sie einfach geschehen, und nicht von mir selbst erzeugt werden, kann ich mich auch von Ihnen distanzieren. Es ist ganz einfach mein ruheloser Geist, der von Karotte zu Karotte hüpft um im Gespräch zu bleiben, um das (Hamster-)Rad am Laufen zu halten. Das bin nicht ich! Es sind nur vorbeiziehende Gedanken, mit denen ich mich nicht unbedingt identifizieren muss. Quasi Vorschläge, die ich annehmen oder verwerfen kann. Man muss noch nicht mal entscheiden ob annehmen oder ablehnen, oft hilft auch einfach abwarten. So wie ein neues Bedürfnis aufkommt, so verschwindet es wieder. Aber Achtung: Meist wird es nur durch ein anderes, neues Bedürfnis, abgelöst... Der menschliche Geist (unser Ego) ist raffiniert und kennt tausend Tricks um im Gespräch zu bleiben.
Rein gedanklich kann man nicht entkommen. Wenn ich ein Bedürfnis erkenne und ablehne, erzeuge ich nur ein neues Bedürfnis. Nämlich: Das Bedürfnis, das aufgetauchte Bedürfnis abzulehnen. So sitzt man in der Falle, einer Endlosschleife! Es hilft wirklich nur die Erkenntnis: Ich bin das nicht! Ich bin nicht meine Gedanken, ich bin nicht meine Bedürfnisse. Die einzige Möglichkeit dieser Falle zu entkommen ist die Erkenntnis, dass ICH gar nicht drin bin. Das Programm läuft... auch ohne mich...
Das entspannt ungemein.
Vieles verliert am Wichtigkeit und Projektionen in eine bessere/schönere/zufriedenere Zukunft nehmen langsam ab. Man/Es hört auf, immer neue Bedingungen an Glück und Zufriedenheit zu stellen (Bedürfnisse zu erzeugen). Ich BIN schon HIER! Zufriedenheit ist jederzeit verfügbar. Jederzeit. JETZT. Ohne weitere Anforderungen... es besteht keine Notwendigkeit, etwas hinterher zu jagen. Ausser: Es macht Spass!
Dienstag, 26. März 2019
nimm's leicht
An einem der vergangenen Tage habe ich eher aus Langeweile denn aus Interesse in der rechten Seitenleiste auf die Kategorie "Philosophie" geklickt und mir einige ältere Beiträge durchgelesen. Interessant... Manchmal sieht man klarer als meistens.
Rückblickend stelle ich einfach fest, dass ich heute leichter lebe als früher. Wenn man das so sagen kann. Ich sorge mich weniger weil ich einsah, dass dies nur Sorgen macht.
Ich habe nicht gefunden sondern erkannt, dass Suchen ein sinnloses Spiel ist (welches man nicht unbedingt zu spielen braucht). Wenn Friede/Harmonie/Glückseeligkeit ewig, allumfassend, überall und zu jeder Zeit verfügbar ist, wo und nach was soll man denn noch suchen? Man ist ja schon da...
Nicht-Identifikation ist zu einem Schlüsselbegriff geworden. Es gibt nicht mein Gesehenes, mein Gehörtes, mein Gefühltes, mein Gedachtes, mein Erlebtes. Das ist alles nur eine Geschichte, die sich mein Geist zusammenzimmert (und an diesen Körper heftet). In Wahrheit gibt es nur Aktivität, ganz ohne Anstrengung: sehen, hören, riechen, fühlen, tasten, erleben. Das alles geschieht ganz automatisch, ohne dass irgendein Ich etwas dafür tun müsste. Erst ein Ich fängt an zu interpretieren, zu bewerten und Prioriäten zu setzen. Ohne Ich ist alles viel entspannter, denn es ist einfach... wie es ist...
Mittwoch, 24. Oktober 2018
das Nächste
Unser Denken kreist sehr viel um "das Nächste" um die nächste Erfahrung die wir machen wollen. Egal was wir schon alles erlebt und erreicht haben, es scheint nie genug oder einfach gut zu sein. Schon streben wir wieder vorwärts zum Nächsten. Dabei versuchen wir negative Erfahrungen zu vermeiden und positive Erfahrungen zu wiederholen oder zu steigern. Es ist ein Dilemma, ein Hamsterrad... liegt aber wohl in der Natur des Menschen.
Die nächsten Ferien, der nächste berufliche Erfolg, das nächste Auto, der nächste Kunde, das nächste neue Kleidungsstück... immer vermuten wir das Glück im Nächsten. Wir sind nie ganz zufrieden, nie wirklich erfüllt. Auch deshalb wollen wir möglichst lange leben und nicht sterben, denn es fehlt immer noch Etwas. Wir sind zwar meist sehr nahe dran, aber doch noch nicht ganz am Ziel...
Wir unterliegen einem Missverständnis. Wir wollen Licht ohne Schatten, immer Ferien, nie Hunger, keine Krankheit, nur Freunde und keine Feinde. Obwohl uns klar ist, dass dies nicht möglich ist, streben wir stetig danach. Es hängt wohl auch damit zusammen, dass wir unsere Erfahrungen andauernd bewerten. Richtig und falsch, gut und schlecht, schön und hässlich, gesund und ungesund, etc. pp. "Das Problem" dabei ist, dass es bei genauer Betrachtung keine absolut wahre Bewertung gibt. Was wir heute richtig, wahr und schön finden, kann uns in zehn Jahren langweilen. Wir wissen das und schieben es doch immer bei Seite. Was wir jetzt haben oder erleben kann noch so gut sein, "das Nächste" wird noch besser! Ich muss mich nur noch mehr anstrengen, besser, schneller und cleverer sein.
Das ist alles ziemlich ermüdend...
Weil ich diese Erkenntis schon vor einigen Jahren machte, versuche ich seither Dinge, Ereignisse und Erlebnisse weniger zu bewerten. Natürlich tauchen trotzdem wertende Gedanken auf, doch diese nehme ich nicht mehr so ernst wie früher. Sowohl im Negativen, wie auch im Positiven. Dinge geschehen einfach. Das Leben passiert. Egal, was ich darüber denke.
Ein Effekt dieser Haltung ist, dass eine gewisse Entpersönlichung stattfindet. Dinge passieren nicht mir, sondern sie passieren einfach. Ich fühle mich viel seltener persönlich angegriffen und zu einer Reaktion genötigt als noch vor ein paar Jahren. Ich werde weniger von Ereignissen getrieben und brauche nur noch sehr wenig Zeit um meinen Standpunkt zu verteidigen. Sehr oft habe ich gar keinen Standpunkt mehr... oder nur noch einen spontanen, der nicht auf sehr viel Hintergrund und Gedanken beruht. Ist auch nicht nötig.
Ich verbringe seither mehr Zeit mit "genauer hinsehen", mit "sich auf Dinge und Geschehnisse einlassen". Ich bin "live dabei" und nehme Anteil. Und weil es im Erleben keine Pause gibt, denke ich weniger über Vergangenes nach (und bewerte weniger). Interessant dabei ist, dass eine gewisse Intimität und Erfurcht entsteht. Es ist immer wieder unglaublich, wie sich Dinge entwickeln, wie viel Harmonie in allem liegt. Wie sich eins zum anderen fügt und wie viel unsichtbare Ordnung allem zu Grunde liegt.
Mittlerweile unterscheide ich zwischen "praktischem Leben" und "Sinnsuche, Philosophie, Religion, Metaphysik, etc.". Für das praktische Leben ist der Geist und das logische Denken perfekt. Hier ist auch der Platz für gut und böse, richtig und falsch. Sobald es aber um die Essenz, den Sinn, das Warum, Woher und Wohin geht, da gebe ich mein kleines Hirn nun am Eingang ab... das können keine Gedanken und Worte beschreiben. Das kann ich nicht verstehen und nur schon zu sagen, dass ich es erfahre ist eine Übertreibung. Ich kann es nur sein... was immer das heissen mag.
Donnerstag, 17. Mai 2018
Absolut
Die letzten zwei Regentage gaben mir Zeit um wieder einmal tief nachzudenken...
Wenn alles relativ ist, braucht es irgend einen Bezug, wozu es relativ ist. Was ist dieser Bezug? Wir wissen es nicht, haben aber ein Wort dafür: Absolut. Was meinen wir denn mit diesem Wort?
Absolut meint etwas immer Gleichbleibendes. Es bezeichnet "alles in allem", grenzenlos (nicht-Raum), ewig (nicht-Zeit), alles durchdringend, überall, beinhaltet oder umschliesst alle Gegensätze wie leer-voll, schwarz-weiss, hell-dunkel, laut-still, etc., etc...
Dann heisst das auch: Alles Relative befindet sich im Absoluten. Nicht abgetrennt oder als Teil davon. Man könnte auch sagen, das Absolute zeigt sich im Relativen. Zuende gedacht ist alles Relative eine Erscheinungsform des Absoluten. Essentiell nicht davon unterschiedlich. Es erscheint nur so...
Unsere fünf Sinne, die Möglichkeiten unserer Wahrnehmung bewegen sich im relativen, veränderlichen Feld. Unsere Körper, unser Geist ist Teil der relativen, sich stets verändernden Welt. Selbst "die Welt" ist relativ... Es erscheint, als ob die relative Welt auf der absoluten Konstante schwimmt und Wellen wirft.
Mit Worten lässt sich "das Absolute" gar nicht beschreiben. Sprache ist auch nur ein Teil dieses Absoluten und wie sollte das Teil das Ganze beschreiben können? Jede Beschreibung ist ja auch eine Verneinung des Gegensatzes und das Absolute umfasst eben Beides.
Interessant daran finde ich heute, dass ich darüber nicht zum ersten Mal nachdenke und dass ich schon früher dachte, es verstanden zu haben. Aber dem ist nicht so. Oder es ist nur teilweise so. Oder ich habe es nur oberflächlich verstanden und nähere mich nun etwas an. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet dies das Ende jedes Individuums. Es gibt keine eigene Persönlichkeit wie wir denken. Es denkt auch keine Welle im Ozean, sie sei eine eigene, individuelle Welle. Es gibt gar nichts Getrenntes. Jede Erfahrung von Getrenntsein ist eine Illusion. Es gibt nur das Absolute, welches sich unendlich manifestiert. Und nicht mal das stimmt... es erscheint in der relativen Welt nur so...
Das Beruhigende an diesen Überlegungen ist, dass ich eben nicht dieser einzelne, kleine, isoliert lebende Mensch bin, sondern: dass ich genauso zur Vollständigkeit im Meer des Absoluten gehöre, wie eine Welle des Ozeans zum ganzen Meer.
Montag, 12. März 2018
Geld...
Am Schluss geht es immer nur ums Geld... ganz egal, wie viel man davon hat.
Geld ist DER zentrale Wert unserer Gesellschaft und der EINZIGE gemeinsame Nenner, den jeder Trottel versteht und der für ALLE gilt (Frau/Mann, jung/alt, weiss/schwarz, etc.). Die Geldmenge wird durch simple und eindeutige Zahlen dargestellt. Da gibt es nichts Schwammiges. Man kann sehr wohl zu wenig Geld haben, doch man hat nie zu viel, denn für Geld gilt: Genug ist nie genug! Geld ist der Steigbügel zu Anerkennung und Macht.
Wir werden schon als Geld-Sklaven geboren. Selbst wenn ich als Selbsternährer auf einer gratis geliehenen Alp leben würde, so schulde ich dem Staat (und der Krankenkasse) Geld. Keinen Zehnten meiner Ernte, kein Gemüse, kein Brennholz, keine Kunst, keine Philosophie, sondern Geld. Wir müssen uns immer verkaufen um unsere Freiheit zu erkaufen (was für ein Irrsinn). Ergo: rennen wir alle dem Geld hinterher. Ein einziger Tanz um das goldene Kalb.
So ist das nun mal. Da gibt es kein Entrinnen! Das eigentlich Perverse an der heutigen Zeit ist, dass es nicht mehr wirklich interessiert, wie jemand zu Geld kommt oder gekommen ist. Ausser offensichtlicher Diebstahl oder Raub ist eigentlich alles erlaubt. Andere übers Ohr hauen, Ausnutzen, Lügen und Betrügen ist ganz normal und spätestens nach dem globalen Justizversagen nach der Finanzkrise 2008 anscheinend auch gesetzlich legitimiert. Es gibt wohl keinen Milliardär auf dieser Welt, der seinen Reichtum ohne Ausbeutung von Natur ohne Menschen erwirtschaftet hat...
Frau Merkel würde sagen: "Es ist alternativlos..."
Traurig ist, dass wir trotz x-tausend Jahren Marktwirtschaft wirklich keine Alternative finden können...
Montag, 19. Februar 2018
wieder einmal: loslassen
So langsam neigen sich meine "Ferien" dem Ende entgegen. Es war ein interessanter Abschnitt. Ich verbrachte viel Zeit vor dem Computer und habe einiges gelernt. Das war ein schöner Zeitvertreib, denn irgendwie mass man sich, seinen Körper und seinen Geist, ja beschäftigen... Die erzielten Resultate (neue Bike Butler Homepage, Blog-Umzug und -Redesign, Aufbau des Joomla!-Spielplatzes, Reparatur und Wartung der Rikschas) sind in der relativen Welt wichtig und deshalb bin ich froh und dankbar, dass ich dies -für meine Verhältnisse- ansprechend gut hingekriegt habe.
Nun folgt jedoch wieder ein Moment des Loslassens. Des Einsehens, dass dies alles nur Teil des existentiellen Spiels war. Dass diesem Zeitverteib keine absolute Wichtigkeit innewohnte und dass es nur für mein kleines Ego von Bedeutung war. Und da "mein kleines Ego" nur eine fiktive Gedankenkonstruktion ist, ist auch dessen Bewertung "es war gut, sinnvoll, wichtig, richtig, etc. pp." ziemlich irrelevant. Also kann ich davon loslassen... ich kann es gut sein lassen... herschenken...
Das wirklich Wertvolle war, dass ich nichts musste. Ich fühlte mich nicht durch äussere Umstände zu diesen Handlungen gezwungen. Es war ein natürlicher Fluss aus dem Erkennen der Bedürfnisse und dem Erlernen und Einsetzen nötiger Werkzeuge um diese Bedürfnisse zu befriedigen. Es hatte stets etwas Spielerisches in sich und war nie verbissener Ernst...
Die "wie weiter"-Frage des letzten Blogeintrags lasse ich also unbeantwortet. Ich lasse jetzt los und lasse es fliessen.. ohne willentlich getroffene Entscheidung. Es wird sich von selbst entscheiden. Ich kann es ganz entspannt auf mich zukommen lassen.
Donnerstag, 25. Januar 2018
Wir müssen uns mehr freuen!
Ist heute nicht ein herrlicher Tag?
Ich habe alle Möglichkeiten, kann tun und lassen was ich will. Heute vor einem Jahr fuhr ich mit dem Velo etwa 80 Kilometer dem Rhein entlang, von Koblenz bis nach Bonn.
Heute sitze ich in Winterstiefeln und dicker Fleece-Jacke auf unserem Gartensitzplatz. Erlebtes Winterklima ist mein Reality-Check zu der Online-Welt, durch die ich mich die letzten Tagen und Wochen bewegte. Es ist windstill, etwa +8° Grad, die Sonne drückt milchig durch die wechselnde Bewölkung. Es ist eigentlich ganz angenehm, auch wenn schon nach 15 Minuten die Finger zu frieren beginnen. Aber so ist das nun mal. Ich kann mit Handschuhen keine Computertastatur bedienen.
Der Titel sagt doch schon alles, oder? WIR MÜSSEN UNS MEHR FREUEN! Das ist ein Imperativ!
Der direkte und kürzeste Weg zu mehr Freude ist: Erkenne, verstehe und bejahe, dass NICHT Du (oder Dein Ich) den Lauf Deines Leben bestimmst! Das macht irgend jemand, oder irgend etwas anderes als Ich. Das liegt ausserhalb menschlicher Erkenntnisfähigkeit, ausserhalb Gedanken und Worte. Ich arme Sau kann und werde dieses Leben nur ganz genau so durchleben, wie es eben passiert.
Es bleibt aber mir selbst überlassen, wie ich auf etwas reagiere und das alles kommentiere. Denn das zurückgestufte Ich ist nun der unerbittliche Kommentator in der ersten Reihe. Der, der zu allem was passiert sofort eine Meinung hat, der aus Erfahrung weiss, was richtig und falsch, was gut und böse ist. Es sei ihm erlaubt... Aber es sei auch nochmals festgehalten: Ich bin nicht der Kreator, ich bestimme die Handlung nicht, sondern durchlebe sie achtsam und bei Lust und Laune hänge ich ein paar Etiketten in Form von Gedanken und Worten an (eigentlich immer). Mit zunehmender Lebenspraxis erkenne ich aber, dass es diese Etiketten gar nicht braucht.
Und, noch später, kann man über die gesamte Idee vom Körper-Geist-Ich nur noch lachen (oder milde lächeln) weil man irgendwann realisierte, dass es dieses Ich gar nicht gibt und es auch nie existiert hat. Es ist eine geistige Fiktion (Fata Morgana), die sich Menschen ganz automatisch, unfreiwillig und zwansläufig erschaffen. Die Motivation dazu liegt in der Idee, dass dieses dreidimensionale Wesen, in dem das Ich gefangen scheint, glaubt, mit diesem Ich -als erfahrenen Bootsführer- sicherer durch das unbekannte Meer des Lebens zu segeln. Um so, dem unausweichlichen Tod möglichst lange ein Schnippchen zu schlagen.
Überheblich! Mein Ich hat nicht entschieden, wann und wo ich geboren wurde. Ob als Frau oder Mann, weiss oder schwarz, arm oder reich. Alle wichtigen Entscheidung passierten einfach so, ohne ein Ich und ohne meine vorhergehende Zustimmung oder Ablehnung. Genau so wenig weiss Ich, wann meine letzte Stunde schlägt und ich meine letzte Reise antreten werde. Es liegt nicht in meiner Hand - Das ist die Grund-Erkenntnis. - und die ist sehr befreiend...
Darauf baut auf: Gedanken, Gefühle, Empfindungen und Sinneseindrücke sind einfach so da, Oder eben nicht da. Ich kann sie nur aktiv erleben, sie nicht erzeugen, nicht erzwingen und nicht erneut erleben. Wenn ich etwas bevorzuge, daran festhalte, mich damit identifiziere, dann erzeuge ich Widerstand. Weil ich ab jetzt Dieses besser finde, als alles Andere. Ich schränke ein und unterteile. - Ohne jede Not. Je häufiger ich das mache, desto mehr behindere ich den natürliche Fluss des Lebens und muss mich deshalb auch nicht wundern, wenn es immer wieder anders herauskommt, als geplant. (Der Mensch sagte: "Ich mache mir einen Plan..." Gott lachte herzlich!)
Und jetzt, endlich, komme ich auf den eigentlichen Punkt. Wenn alles genau so auf mich zukommt, wie es kommen soll, weil es eben gar nicht andres kommen kann, dann freue ich mich doch ganz einfach schon mal darüber, dass heute Morgen meine Augen wieder aufgegangen sind und ich einen neuen Tag auf dieser Zeitreise erleben darf.
Jeder Tag ist ein neues Leben. Ich kann meinen Geist auf die Dinge lenken, die mich erfreuen. Es gibt keine Pflicht um in der schmerzhaften Vergangenheit zu verweilen. Ich kann mit kindlicher Vorfreude die Zukunft liebevoll erwarten, sie Willkommen heissen, den Moment ganz kurz zärtlich umarmen, bevor er im nächsten Augenblick gleich zur Vergangenheit wird. Ich stehe in der Mitte. Verharre zwischen Zukunft und Vergangenheit, im ewigen Jetzt, ohne einen Zeitbegriff. Und ohne eine Ahnung davon, wer oder was Ich bin.
Uns siehe da: Es gibt so viel Erfreuliches heute: Das gestern gekaufte Baguette (hast Du die Bilder davon sehen?) schmeckte zum Frühstück ganz vorzüglich. Am frühen Morgen zeigte sich ein zartes Morgenrot. Die zwei Katzen im gleichen Haus sind wieder putzig. Im Briefkasten war keine Rechnung. Ich konnte mittags zwei Stunden draussen sitzen. Der Milchkaffe schmeckt jedes Mal vorzüglich. Schön, dass ich so viel Zeit habe um mich mit diesen EDV-Internet-Geschichten zu befassen. Schön, dass ich Zeit habe um diesen Blogeintrag zu schreiben.
Es ist (und war) also ein schöner Tag, mit sehr viel Erfreulichem!
Der Titel ist eigentlich falsch. Man muss sich nicht mehr freuen, ABER MAN KANN!