Sommerzeit
Ein leicht schlechtes Gewissen treibt mich an um wieder einmal einen Blogeintrag zu schreiben. Seit dem Letzten ist ja schon weit über ein Monat vergangen und es ist also wirklich an der Zeit, um das elektronische Gedächtnis zu füttern.
Im Vergleich zum Vorjahr profitieren wir von schon fast beängstigend schönem und heissem Sommerwetter. Schon im Juni gab es viele Tage mit über 30° Grad und auch im Juli ist es vorwiegend schön und heiss. Die Erderwärmung lässt grüssen...
Das tolle Wetter trägt natürlich zu einem guten Rikscha-Geschäft massgeblich bei. Schon deshalb darf ich mich nicht beklagen. Es läuft also recht gut und lässt mich somit das ziemlich schwache Vorjahr etwas vergessen. Die zunehmende Erfahrung relativiert zusätzlich... wie wahr... in jeder Hinsicht...
Seit drei oder vier Jahren beschäftigen mich im Innern vor allem die Themen Loslassen, Nicht-Identifikation, fliessen-lassen, Vertrauen, Wunschlosigkeit, Akzeptanz, Wert-Freiheit und Urteilslosigkeit. Man könnte auch sagen, ich versuche den Moment ganz und gar zu leben, ohne Vorstellungen aus der Vergangenheit und Erwartungen an die Zukunft, einfach da sein, einfach sein. Dies ist wohl einer der Gründe, weshalb hier oft nur sehr spärlich Beiträge erscheinen. Was soll ich anhalten und nacherzählen, wenn schon der nächste, der aktuelle Moment gelebt werden will, wenn man das Erlebte nicht bewerten und auch keine Projektion in die Zukunft anstellen will? Es ist ein Dilemma...
Ich kann nicht anders. Es scheint der Weg zu sein, den ich zu gehen habe. Ob es mir nun gefällt oder nicht. Denn soviel ist klar: auch dieser Weg ist nicht einfach. Vor allem in unserer Leistungsgesellschaft in der Wachstum und Selbstoptimierung zu allgemein gültigen Standards erhoben wurden. Man muss sich doch stets Verbessern, Ziele setzen und anstreben und darf nie zufrieden sein. Über diese Allgemeinplätze bin zwar schon lange hinweg, doch auch im persönlichen Umgang mit mir nahestehenden Menschen ist meine Haltung nicht einfach zu handhaben. Wo will ich in den nächsten Ferien hin? Was wünsche ich mir zu Geburtstag oder Weihnachten? Was ist mir lieber, A oder B? Was will ich mit Bike Butler GmbH erreichen? Was denke ich über X oder Y? Alles Fragen, auf die ich nur noch schwer antworten kann.
So gesehen bin ich auch nicht mehr wirklich ein guter Gesprächspartner. Viel zu indifferent, ohne klare Meinung oder Haltung, der immer alles offen lässt. Es ist so vieles unwichtig geworden und so wenig hat wirklich Wert. Manchmal stört mich das selber, es entsteht dadurch ein interesseloser Eindruck, als ob mir alles am Arsch vorbei ginge. So ist es nicht. Es hat nur an Relevanz verloren. Der Augenblick, der persönliche Kontakt, das gemeinsame Erleben, der aktuelle Moment ist wichtig genug, er braucht nicht durch künstliche Themen aufgewertet zu werden. Ich weiss, das ist schwer nachvollziehbar.
Ich versuche es nun einmal etwas anders zu erklären (oder in einem ähnlichen Kontext, wie ich es hier im Blog schon früher machte, der -zumindest scheinbar- jedoch meiner Denk- und Funktionsweise entspricht).
Worte und Zahlen sind Synonyme. Sie beschreiben das Leben oder Dinge, ohne jedoch lebendig zu sein. Man könnte auch sagen, Worte sind eine künstliche Beschreibung dessen, was wirklich ist, was aber letztendlich unbeschreibbar bleibt. Es sind Annäherungen, aber nicht die Wirklichkeit selbst. Wenn ich z.B. einen Baum sehe, nehme ich einen interagierenden Organismus wahr, eine organische Struktur, die immer im Kontext zu seiner Umwelt steht (in der also der Baum ein Teil von mir ist, oder ich ein Teil des Baums, oder der Baum und ich sind eins). Wenn ich aber Baum, Wurzeln, Stamm, Äste, Blätter, etc. denke, sage oder schreibe, so breche ich diese organische Einheit auf und zerteile sie in fast unendlich viele Teilaspekte, die das Ganze verdrängen. Ich bin dann nicht mehr integrierter Bestandteil dieser Baum-Erfahrung, sondern mutiere zum Subjekt, der alles objektiviert, abtrennt und aufteilt. Jedes Wort bedeutet Abtrennung der Wirklichkeit, verlassen von Einheit und betreten von Vielheit. Nur schon "Baum" zu denken erzeugt Dualität und Trennung.
In meiner gefühlten Wirklichkeit gibt es gar keinen Baum und keinen Beat der einen Baum betrachtet, benennt und beschreibt. Es gibt nur eine einzige Energie/Substanz/Schwingung/Geist/Gottheit, die in unzähligen Formen erscheint und wieder verschwindet. Wie Wellen auf dem Ozean. Ausstülpungen von Geist, reines Spiel, ohne dass sich je etwas ändern würde. Das kann es auch gar nicht, weil ja auch Zeit nur ein gedankliches/menschliches Konstrukt ist. Diese Energie, die jetzt meinen Körper am Leben erhält war schon vor meiner Geburt da und wird auch nach meinem körperlichen Tod weiterbestehen. Was wegfällt ist die Persönlichkeit (die es in Wirklichkeit aber sowieso nicht gibt). Die Einheit träumt Vielheit, träumt Abgrenzung und unterschiedliche Erfahrung. Wenn wir morgens aufwachen betreten wir diesen dreidimensionalen Traum von Vielheit (und Identität) und im traumlosen Tiefschlaf kehren wir zur Einheit zurück. Einheit ohne Erfahrung, denn ohne ein Zweites kann nichts erfahren werden.
Diese Überlegungen führen nun zu oben erwähnter Akzepanz dessen, was ist. Alle Erscheinungen sind Aspekte der gleichen Grundenergie. Variationen, die in unserer menschlich/geistigen Welt von Bedeutung sind, in Wirklichkeit jedoch nicht existieren. Wenn alles eins ist, ist alles untrennbar verbunden, liegt in der Ungleichheit Gleichheit, in der Ungerechtigkeit Gerechtigkeit und im Bösen das Gute. Untrennbar. Jeder, der sich ungerecht behandelt fühlt wäre gerne Diktator und würde dadurch Andere ungerecht behandeln. Zwangsläufig. In jedem von uns steckt ein Hitler und ein Gahndi. alles in allem.
Und wie so oft. Zum Schluss ein paar Bemerkungen:
- Ich bestreite nicht, dass diese dreidimensionale Welt wirklich ist.
- Ich bestreite nicht, dass man das Gute wählen und das Schlechte meiden sollte.
- Denken, Reden, Beschreiben, Argumentieren ist in dieser Welt wichtig (sollte jedoch einen möglichst grossen Praxisbezug beinhalten).
- Alles wie immer: ohne Gewähr!